Die Randsteine der Promenade durchschneiden das Bild, sie trennen sichtbar ab. Gegen diese Linienführung - und zugleich exakt waagrecht aufgenommen - sind die im Foto platzierten Personengruppen und der Herr im Blickzentrum der Szenerie eingebaut. Wir schauen über die Dreiteilung hinweg weit nach oben - im vom Fotografen gelenkten Blick.
Auf den unteren Streifen folgt das Bowlinggreen, beginnend mit der Broderie, dem barock gestalteten Blumenbeet. Dieses fällt nur wenig auf, ist aber auf dem Foto im typischen Muster deutlich zu erkennen. Den Rand der großen Rasenfäche genau in der Bildmitte markiert erneut ein Weg, im Foto wiederum als Waagerechte deutlich zu erkennen und quer zur Blickrichtung gesetzt. Dabei erscheint die breite Wegfläche, auf der sich die Besucher einfinden, um die Große Fontäne zu bewundern, hier lediglich als schmales Band. Auf dieser Linie sind Besuchergruppen nur schwach zu erkennen. Auch sie wenden sich dem abklingenden Schauspiel der Wasserkunst zu. Etwas rechts und scheinbar auf der Höhe des Weges ruhend leuchtet der Apollon-Tempel aus dem Buschwerk hervor. Dieser ist keineswegs unmotiviert dort platziert, im Gegenteil.
Zusammen mit der Fontäne markiert der klassizistische Tempel den Beginn der dritten Ebene und drängt dazu, die Sicht hoch zum Herkules den schmalen Streifen entlang dennoch betont wahrzunehmen. Empfinden wir Betrachter das nicht so, gerade weil sich der Tempel neben der Haupt-Achse erhebt? Hier steigt das Gelände sichtbar steil an, rechts und links von dichtem Baumwuchs begleitet. Oben auf der Höhe des Bergparks thront der Held. Zusätzlich betont indem er auf einer Pyramide steht. Das Ganze ruht auf dem Oktogon, das trotz der Entfernung als wuchtiges Monument zu erkennen ist. In der Schneise hoch zum historischen Denkmal sind die Plutogrotte und die Kaskaden nur schwach zu erkennen.
Zurück zur mittleren Ebene. Hier beginnen von rechts und links kommend zwei diagonal auf die Sicht-Achse weisende Baumgruppen die lineare Anordnung zu unterbrechen. Diese erinnern an die Bosketts in barocken Park-Anlagen. Sie treffen etwas oberhalb der Fontäne fast aufeinander und verstärken so die Blickrichtung nach oben. In der rechten Linie hat sich scheinbar ein kleiner Tempel, die Halle des Sokrates versteckt, eingefasst von Bäumen und Büschen. Die Anlage als halbkreisförmige Säulenhalle ist auf dem Foto kaum zu erkennen. Bemerkenswert ist aber, wie diese Klein-Architektur zusammen mit dem Jussow-Tempel, unsere Wahrnehmung beeinflusst. Beide leuchten aus dem Dunkel des Baumbestandes hervor. Drängt uns der Fotokünstler so nicht erneut dazu, den Blick der Besucher in der Bildmitte unten aufzunehmen?
Die Interpretation der Landschaftsgestaltung würde hier den Rahmen einer Bildbetrachtung sprengen. Auszugehen ist aber durchaus davon, dass der Fotokünstler die Grundideen und die Raffinessen des Bergparks, also den Umbau des barocken Parks in einen Landschaftsgarten einhundert Jahre zuvor (1790 - 1820) durchschaut hat.
Mehr dazu hier auf einer speziellen Seite über den Oberhofbaumeister Johann Christoph Jussow.
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Der Bildaufbau ist sehr durchdacht angelegt.
Von der Schlossterrasse aus kommen drei übereinander gesetzte Ebenen in den Blick.
Die erste erfasst Auffahrt und Eingang zum Schloss. Die Treppenstufen sind nicht sichtbar, diese erklären aber den erhöhten Standpunkt des Besuchers mit Hut und Spazierstock. Davor grenzt die Promenade die erste Ebene ab. Das ist der breite und so beliebte Spazierweg vor dem Aufgang zur Arkade, dem Säulengang,