Geschichte
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Bilder sind ein besonderes Medium der Konstruktion von Geschichte.

So untersuche ich die in Fotos, Gemälden, Stichen, Skizzen und bildsprachlichen Quellen verborgenen Bildprogramme als Set, in dem sich visuelle Repräsentationen von gemachter Geschichte eigenständig darstellen und verstehen lassen. Das beziehe ich u. a. auf Reisebeschreibungen sowie auf Aufträge und Anweisungen an die Gartenarchitekten.

Ein solcher Ausgangspunkt "Bilder im Set" ermöglicht einen eigenen Zugang. Das soll das folgende Beispiel erläutern:

Bei der Bearbeitung der Themenstellung "Mulang á la mode" im Kapitel Einblicke beziehe ich mich auf ein Set von Bildern, die ich jeweils für sich betrachte (ikonografisch), um dann die einzelnen Stücke mehrfach aufeinander zu beziehen. Dabei kommen politische, wirtschaftliche sowie sozial- und kulturgeschichtliche Aspekte hinzu.
Die Zeit um 1800 ist gut erforscht. Für die Fragestellung hier kann ich auf wichtige schriftliche Dokumente im Stadtarchiv und im Stadtmuseum sowie in meiner Sammlung und ganz besonders als Digitalisate über die Datenbank der Museumslandschaft Hessen Kassel und der Universitätsbibliothek (Orka) zurückgreifen.

In Fotos und Darstellungen auf Gemälden und in Stichen zu Mulang sehen zahlreiche kunstgeschichtlich angelegte Betrachtungen den Beleg dafür, dass sich die Landgrafen Friedrich II. und Wilhelm IX. in einzelnen Gebäuden oder in der Anlage Dorf Mulang explizit als aufgeklärte, aufgeschlossene Fürsten zu erkennen geben. Der Fürst, der die Landwirtschaft als Basis der Gesellschaft wertschätzt, deshalb das Dorf. Der Regent, der für seine Herrschaft nach einer gerechten Regierung sucht und das Beamtentum in China zum Vorbild erhebt, deshalb die chinoisen Ausschmückungen.
Die zentralen Belegstellen dafür? In der Zeit um 1770 - 1820 assoziiert das gebildete Bürgertum den im Dorf Mulang sichtbaren Verweis auf China mit herrschaftlicher Aufgeschlossenheit. Mit dieser Begriffskopplung setze ich mich auseinander, wenn ich das Dorf Mulang in einen anderen Kontext stelle. Um auf der Höhe der Zeit zu sein und sich als solventer Herrscher zu präsentieren, geht es einfach nicht ohne Chinoiserie und Dörfchen-Mode im Park. Warum suchen wir heute in dieser Gestaltung im Herrscherauftrag nach Motiven aufklärerischen Denkens?

Ergebnisse aus meinen Bilduntersuchungen passen zu einer Kritik an gängigen kunsthistorischen Einschätzungen, die Ina Mittelstädt 2015 herausgearbeitet hat und darlegt, in der Monografie "Wörlitz, Weimar, Muskau. Der Landschaftsgarten als Medium des Hochadels (1760 – 1840)". Sie geht von einem literarturwissenschaftlichen Ansatz aus, indem sie vorrangig Texte und bildsprachliche Dokumente linguistisch untersucht. Ein zentrales Ergebnis ist hier interessant: Zahlreiche kunsthistorische Betrachtungen folgen immer noch dem einen Narrativ: Das Ideal des Landschaftsgartens verweist auf Vorstellungen und politische Anschauungen des Auftrag gebenden Fürsten. Solche Rückschlüsse auf fürstliche Vorstellungen oder gar auf politische Ziele sind eher Interpretation als direkter Nachweis. Das zeigt die Auswertung von Literaturstücken rund um die Gartenkunst und aus der fürstlichen Bibliothek, von Briefen und Tagebüchern sowie von Rezeptionszeugnissen (Parkführer und Berichte über Parkbesichtungen) deutlich.
Mehr auch zu dieser Kritik unter Mulang á la mode.

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