Die Entwicklung Wahlershausens hin zum "angesagten Stadtteil" setzt Ende des 19. Jahrhunderts ein.
Zunächst, am Rande des Industriegebiets im Kasseler Norden war ein Villenviertel entstanden (Möncheberg und Rotenberg). Doch die Nähe zu den Schornsteinen der großen Industrie (Henschel, Wegmann...) minderte die Attraktivität des Wohngebietes erheblich. Dann zeichnete sich deutlich die Ausdehnung der Stadt Richtung Westen und sogar über Wehlheiden hinaus ab. Auch Gebiete jenseits des Bahnhofs Wilhelmshöhe wurden zum gefragten Standort für Hotels, Pensionen, Stadtvillen und Wohngebäuden für das gut situierte Bürgertum.
Am Bahnhof führten, aus der Stadt kommend, zwei Straßenbahnlinien weiter in den Westen. Eine, seit 1877 bereits, hoch Richtung Schloss und die andere ab 1900 weiter zu Villenvierteln und zum Kurbezirk. In der Kurhausstraße konnte sogar in die Herkulesbahn umgestiegen werden.
Rund um den Bahnhof richteten sich Handwerksbetriebe ein, wurden weitere Geschäfte, Gaststätten, Pensionen und Hotels gegründet, es entstanden sogar Fabriken.
Ein Abstecher direkt zum Bahnhof lohnt sich. Aus der "Lange Straße" in die Rolandstraße oder weiter unten in die Bremelbachstraße - das läd dazu ein, der beschriebenen Entwicklung nachzugehen. Denn trotz starker Zerstörungen beim Bombenangriff 1943 kommen imposante Wohn- und Geschäftshäuser aus der Gründerzeit in den Blick. Diese prägen noch immer hier das Stadtbild. Um etwas von der Betriebsamkeit der Zeit um die Jahrhundertwende zu spüren, stelle ich ein ehemaliges Hotelgebäude vor und ein großes Unternehmen. Allerdings erinnert nur noch ein kleines Bürogebäude an die Betriebsamkeit rund um ein Fabrikgelände an der Ostseite der Bahnstrecke. Die heutige Bebauung an den Bahngleisen, gegenüber dem neuen Bahnhof, hat den Charakter des Quartiers stark verändert.
> Das markante Gebäude an der Ecke Landgraf-Karl-Straße war ein angesagtes Haus: Hotel Schloss Weissenstein. Aufschlussreich für die Aufbruch-Stimmung um 1900 ist ein Reklameblatt, das im Hotel auslag oder verschickt wurde. Geworben wird mit 80 auf das "eleganteste ausgestatteten Salons und Logirzimmern" sowie mit den neuen technischen Errungenschaften: Acetylenbeleuchtung, Dampfheizung, Badezimmer und Telefon. Die Straßenbahn vor der Tür verbindet den "Vorort Cassels" sowohl mit dem Zentrum als auch mit den "Cur- und Parkanlagen".
> Die Reklame für Schmitt&Förderer, eine Fabrik "Chemisch-Technischer-Präparate" direkt am Bahnhof, wurde in Journalen platziert. Das Logo zum Rechnungsblatt aus dem Jahr 1906 und eine Zeitungs-Anzeige von 1922 stellen die Größe der Fabrik und die Verkehrsanbindung heraus. Außerdem lagen Reklamemarken als Sammelartikel den Dosen für Schuhcreme und Metall-Putz bei. Das ehemalige Bürogebäude ist erhalten. Heute Standort der HLB.
Hotel und
die Ecke
Wilhelmshöher Allee - Landgraf-Karl-Straße
Wahlershausen
um 1900
Rund um den Bahnhof Wilhelmshöhe