Rundgänge
Historischer Spaziergang
Wahlershausen
kasselerkunden.de
E n t w i c k l u n g s p u n k t e
Wahlershausen kurz vor und nach der Eingemeindung nach Cassel 1899. Der Historische Spaziergang
führt an ausgewählten Orten vorbei, an denen Entwicklungspunkte des Dorfes sichtbar werden.

Die Entwicklungen links und rechts der Wilhelmshöher Allee, rund um den Bahnhof und im Flüsseviertel sowie weiter die Ausdehnung der Villenkolonie Mulang und speziell der Kurbezirk sind jeweils einen eigenen Rundgang wert.
Da ist eine Zusammenstellung von Bildern und historischen Erläuterungen durch die Veröffentlichung eines Heftes überfällig. Auch eine erweiterte Neuauflage des vom Bürgerverein 1986 herausgegebenen Buches würde sich lohnen.
Ebenso interessant ist es, der Geschichte der Marbachshöhe nachzugehen. Vom landwirtschaftlich genutzten Gebiet zum Kasernengelände und zum gesuchten Wohnviertel - vermischt mit Einrichtungen für Gesundheit, Märkte und Gewerbe, einem Zirkus und dem Technologie-Park.

Rundgang - Dorf

Rundgang - Abschluss

Flyer

Infoblätter

Karten

Entwicklungspunkte

Reklame

Fabrik am Bahnhof

Geschichte(n)
auf Postkarten

Dorfcharakter heute
Kleine Fotostrecke

Nachweise, Literatur


 

 

V o m   D o r f   b i s   z u r   E i n g e m e i n d u n g

1) Wahlershausen ist ein Straßendorf. Die Lange Straße ist auf Karten 1757 und 1762 eingezeichnet. Sie folgt an der Klostermühle beginnend zunächst der Drusel bis zu "An der Insel" und zweigt dann ostwärts ab Richtung "Das Lange Feld". Auf diese geographische Bezeichnung auf alten Karten bezieht sich der Straßenname.

2) Die Klostermühle (Obere Mühle) am Zusammenfluss von Drusel und dem Graben, der neben den Fischteichen des Lustschlosses herläuft und später dann das Wasser aus dem Lac aufnimmt, ist Kornmühle und Leimsiederei.

3) Die Drusel und der Abflussgraben des Lac leiten reichlich Wasser aus dem Habichtswald durch den Ort. Die Versorgung der Einwohner ist gewährleistet.

4) Das stetig fließende Wasser erlaubt es sogar, zwei weitere Mühlen zu betrieben, die Mittelmühle und die Untermühle. In beiden Anlagen wird Getreide gemahlen.

5) Landwirtschaft und Handwerk bestimmen die Dorfstruktur. Der Viehbestand im Dorf ist laut Einträgen im Lager-Stück- und Steuerbuch 1767 hoch, mit der höchste in der Kasseler Gemarkung. Auf der Niveaukarte von 1859 sind die Flurnamen eingetragen, die die Nutzung des großen Gebietes rings um die Ortschaft als Weide, Hute und Ackerfläche ausweisen. Auch eingefriedete Gärten sind eingezeichnet.

6) Im Zentrum, in der Mitte der "Lange Straße" standen der Weißensteiner Meierhof (als ehemaliges Wirtschaftsgebäude des Klosters) und daneben ein Gemeindehaus. In diesem war die erste Schule untergebracht. Das Gebäude mit Uhrturm ist in den 1990er Jahren liebevoll restauriert worden. Der Hof
ist mittlerweile abgerissen.

7) Landgraf Friedrich II. lässt 1768 eine durchgehende Verbindung aus der Stadt hoch zum Schloss Weissenstein anlegen. Landgraf Wilhelm IX. verfügt den Bau eines neuen Schlosses. Nach dessen Fertigstellung 1798 (1803) wird aus der Weißensteiner Allee die Wilhelmshöher Allee, die hin zur Stadt nicht mehr zum Königstor führt, sondern gerade weiter - über die Weinberghöhe hin zum ebenfalls neu (1803) gebauten Wilhelmshöher Tor.

8) Bahnstation Wahlershausen heißt die 1849 eingeweihte Haltestelle der Friedrich-Wilhelm-Nordbahn.
Die Umbenennung in Bahnhof Wilhelmshöhe erfolgt spätestens 1878/79. Die Bahngleise sind tiefer gelegt worden und die Wilhelmshöher Allee quert die Schienen über eine Brücke.

9) Straßenbahndepot, Bürgerschule, Christuskirche sind markante Gebäude aus der Eingemeindungszeit. Die Bauplanung für Schule und Kirche erfolgen vor der Eingemeindung. Es sind "eigene" Gebäude und sie stehen für Selbstbewusstsein, Wachstum und Veränderungen im neuen Stadtteil Wahlershausen.

10) Rings um die Drusel, der "Lange Straße" entlang sowie rechts und links der Wilhelmshöher Allee prägt um 1900 ein Gemisch von drei Gebäudetypen den Stadtteil: Die Fachwerkhäuser aus der Dorf-Zeit in Alt-Wahlershausen, einige auch an der Allee. Die zweigeschossigen Wohnhäuser mit Zwerchgiebeln zur Allee und die mehrstöckigen Gebäude mit drei Etagen für Wohnungen und mit Flächen für Geschäfte und Praxisräume im Parterre. Auch im Dorfkern und hauptsächlich an der Lange Straße werden ebenfalls solche mehrgeschossige Häuser gebaut. Der Bedarf an Wohnraum ist groß.

11) Rund um den Bahnhof Wilhelmshöhe zeichnet sich im Stadtbild am deutlichsten der Aufschwung seit den 1880er Jahren ab. Es sind imposante, vier und fünfstöckige Wohn- und Geschäftshäuser der Gründerzeit. Der neue Mittelpunkt ist die Ecke Wilhelmshöher Allee und Landgraf-Karl-Straße. Hier zeichnen sich die neuen Gebäude mit einer individuell gestalteten, ansehnlichen Fassade aus.

12) Kassels Wandel hin zur Industriestadt erreicht auch Wahlershausen. Zahlreiche Bewerbebetriebe siedeln sich an oder vergößern das Unternehmen, sowohl im Dorf als auch entlang der Wilhelmshöher Allee. Beispielsweise die Firmen Rennert-Bau und Schalles (Maler- und Weißbinder) sowie die Einzelhandelsunternehmen Bäckerei Umbach und Bäckerei Markus, Bietau (Bürobedarf und Journale) und Schwedes (Kunstgewerbe, Papierwaren) bestehen bis heute. Noch in den 1970er Jahre prägen auch metallverarbeitende Betriebe das Stadtbild, z. B. die Firmen Wagen- und Karosseriebau Bischoff, Mühlenbau Linker, Walzenstuhlbau Bock&Söhne.

13) Rund um den Wilhelmshöher Bahnhof verändert sich das Stadtbild mehrmals grundlegend. Aus dem Hotel Schloss Weißenstein ist ein Geschäftshaus mit Wohnungen geworden, die Dapolin-Tankstelle aus den 1920er Jahren ist abgerissen (Ecke Landgraf-Karl-Straße), Fassadenteile von Haus Meuth sind in die Front des Atriums integriert, am Platz des Filmpalastes steht heute der auffällige Gebäudekomplex (Nr. 270, gegenüber dem Anthroposofischen Zentrum), die große Chemische Fabrik Schmitt&Förderer wird in den 1920er Jahren aufgegeben...

14) Die Bombenangriffe 1943/44 zerstören auch den Stadtteil ganz im Westen. Besonders das Gebiet rings um den Bahnhof Wilhelmshöhe ist betroffen. Das alles zu dokumentieren, die schön restaurierten großen Gebäude vorzustellen und auf die Entwicklungen speziell vor und nach 1992 (ICE-Bahnhof) einzugehen, erfordert einen eigenen, sehr lohnenswerten Rundgang.
...