Rundgänge
Historischer Spaziergang
Mulang und Lac
kasselerkunden.de
A. Range, Prospekt 1791, Fürstliches Schloss auf dem Weissenstein von Westen, Ausschnitt, mhk, GS 27326

Der Rundgang

Ein Flyer

Inszenierte Ausblicke

Gegenblicke

Gestaltungspunkte

Schloss Weissenstein

Fischteiche und Lac

Mulang restauriert

Im Weitwinkel

Schmuckstücke

Nachweise, Literatur

M u l a n g  u n d  L a c    -    C h i n e s i s c h e s    D o r f  ?

Diese Radierung und das Gemälde rechts werden gerne dazu herangezogen, ein "Chinesisches Dorf" vorzustellen. So soll es ausgesehen haben, und so sei es in die Parkgestaltung einbezogen worden.

Allerdings, die Umriss-Radierung bezeichnet Andreas Range selbst als Prospekt. Landgraf Wilhelm IX. hat mehrere solcher Ansichten in Auftrag gegeben, um sich ein Bild über die geplante Umgestaltung des Parks machen zu können. Die Grafik auf der Startseite dieses Rundgangs, von H. G. Weise 1787, nach einem Gemälde von J. H. Tischbein gestochen, ist ausdrücklich auf Anordnung des Fürsten entstanden. Und solche Drucke haben sich auch gut verkaufen lassen!

J. H. Eisenträger, Gemälde auf Porzellantablett, 1785, Landesmuseum, KP B IX/II 161

Es ist naheliegend, dass auch J. H. Eisenträger eine solche Ansicht als Auftragsarbeit übernommen hat. Als Lehrer an der Kunstakademie liefert er Zeichnungen und Veduten ab. Herausragend ist sein Gemälde "Ansicht der Oberneustadt mit Landgrafenschloss". Ich habe es in den Rundgang "Schöne Aussichten" aufgenommen.

Zugleich ist er gefragter Maler in der 1767 von Landgraf Friedrich II. gegründeten Porzellanmanufaktur, heute sind einige Stücke im Landesmuseum ausgestellt. Auch das Porzellantablett ist darunter. Aber, bildet das Gemälde den Mulanghügel wirklich wie "gesehen" ab?
Der Künstler verbindet in seiner Komposition doch recht eigenwillig die Ansicht auf chinoise Häuser mit Motiven aus der in der Zeit beliebten Schäferidylle und der Inszenierung eines See-Gefechtes. Oder sind es Salutschüsse, also Andeutungen für ein Arrangement, um Festgesellschaften, vom Schloss zum Hang hinüber blickend, zu beeindrucken?

Ist also die Abbildung nicht die realitätsnahe Wiedergabe einer Landschaft, sondern ein Stimmungsbild und eine Vorlage für Friedrich II. - Inszenierte Ausblicke?

Um Mulang und die Bezeichnungen "Chinesisches Dorf" und "Pagode" findet zurzeit eine interessante Diskussion statt. Es geht um eine kulturhistorische Einordnung. Lässt sich vom Anlegen des Dorfes und der chinoisen Architektur auf politische Ambitionen, auf die Einstellung von Landgraf Friedrich II. schließen? Mulang als Beleg für aufklärerisches Denken?
Ich teile solche Zuschreibungen nicht, betrachte aber dennoch dieses Kleinod im Bergpark mit großer Wertschätzung. Als Beitrag zur Diskussion stelle ich
Material für ein "Einzelstück" zusammen: Mulang à la mode (in Arbeit).