S t a d t b i l d e r - T h e a t e r u m d a s T h e a t e r
Die Eröffnung des preußischen Hoftheaters
erfolgt 1909
Der Kaiser ist anwesend.
Mit 1450 Sitzplätzen ist
es eines der größten deutschen Theaterhäuser.
Der Standort an der Südseite des Friedrichsplatzes verfügt über eine eigene Straßenbahn Haltestelle.
Welche Ansicht soll es sein?
Ansichten auf Postkarten
Sammlung Fischer
Gefällige Ansicht - Die Eingangsfront hin zum
Friedrichsplatz.
Die Blickrichtung von der Orangerie aus zeigt den wuchtigen Bau und wie dieser den Hang zur Karlsaue einnimmt.
Die Fliegeraufnahme ist 1936 als Postkarte gelaufen. Das Luft-Bild
veranschaulicht die Ausmaße des Gebäudes.
Wie ein
Riegel schließt es den Platz ab und verdeckt den Blick zur Landschaft.
Kassels Hoftheater glänzt durch herausragende Inszenierungen, dazu ein Operhaus im imposanten Rokoko-Stil.
An der Nordwestecke
des Platzes gelegen nimmt der Gebäudekomplex die Idee der Stadtplanung auf und verdeutlicht das Konzept:
Das Theater im Ensemble mit repräsentativen und funktionalen Gebäuden:
Weißes
und Rotes Palais,
Kanzlei, Verwaltung, Kommandantur, Gotteshaus, Aue-Tor, Bürgerhäuser.
Das Hoftheater (an der Ecke Königsstraße - Opernstraße) wurde 1769 eröffnet. Es war ein in Deutschland anerkanntes Drei-Sparten-Haus. Hier wirkte beispielsweise Louis Spohr (1822 - 1859), deshalb das Denkmal auf dem heutigen Opernplatz.
Gustav Mahler war hier Kapellmeister und Hofdirigent (1883 - 1885).
Kaiser Wilhelm II. wünschte sich für Cassel, die Stadt seiner Sommerresidenz, einen prägnanten Neubau für das Drei-Sparten-Haus. Und es sollte exponiert die gesamte Südseite des Friedrichsplatzes einnehmen. Das Auetor musste weichen. Dessen Mittelteil wurde abgetragen und neben dem Regierungspräsidium neu errichtet.
Kaiser Wilhelm II. wählte für "sein" Theater bewusst die Südseite
des Friedrichsplatzes.
Auf der Postkarte links ist das Auetor ohne die Wachhäuser zu sehen, am neuen Standort,
hinter dem Löwen am Treppenaufgang zum Regierungspräsidum für die Provinz Hessen-Nassau.
Das alte Opernhaus wurde abgerissen und machte
1911 dem ersten Casseler Warenhaus Platz, das Kaufhaus Tietz. Besonders
die außergewöhnlich großen Schaufenster lockten zahlreiche Besucher an.
Theater um die Theater
In der Bombennacht zum 23. Oktober 1943 wurde das Preusische Hoftheater schwer getroffen.
Es hätte durchaus wieder aufgebaut werden können.
Die Erinnerungskultur übergeht oft, dass das Hoftheater von 1769 die das Stadtbild so sehr prägende Konzeption des Friedrichsplatzes ausdrückt, und eben nicht der Bau von 1909.
Das neue Theater, 1959 eingeweiht, nimmt das klassizistische Ideal der Platzgestaltung wieder auf - an die Nordost Seite gerückt.
Weitsichtig geplant?
Platz für den
Rahmenbau von 1977 und die documenta-Halle aus dem Jahr 1992.
Gut, die Entscheidung für Abriss und Neubau war stark politisch motiviert. Es ging eher weniger um die Idee der Platzgestaltung aus der Entstehungszeit Ende des 18. Jahrhunderts. Das Preußische Theater stand für eine Vergangenheit Kassels mit zahlreichen Garnisonen und einer starken Rüstungsindustrie. Und Erinnerungen an die Aufmärsche und die Tribünen zu den Reichskriegertagen auf dem Friedrichsplatz spielten eine große Rolle.
Diskussion erwünscht - aber dabei sollten verschiedene Stadtbilder einbezogen werden.
Im Hoftheater (1769), dem preußischen Theater (1909), dem Staatstheater (1959) spüren wir jeweils vermittelte Stadtbilder auf. So können wir gemeinsam "hinter die Fassaden" schauen!
Hier auf dieser Seite, also für die angestrebte differenzierte "Ansichtssache Theater" sind
die Idee und die Gestaltung des Friedrichsplatzes mein zentraler Bezugspunkt.