Palais Bellevue - im Rundgang Schöne Aussicht 
Infotext
Das Palais Bellevue an der Schönen Aussicht Nr. 2 ist zusammen mit einem Wohnhaus weiter unten (Nr.  9) mit das einzige erhaltene Gebäude aus der Barockzeit. 
  
  Landgraf Carl ließ es als Sternwarte (1714) errichten, alleinstehend  neben der Reihe von Wohnhäusern entlang des Auehangs. Ein Eckgebäude an der  Frankfurter Straße diente Wilhelm VIII. als Palais. An dieses schloss sich 1751  die Gemäldegalerie an, gegenüber dem Palais Bellevue und dessen  Anbauten. 
  Das Observatorium war von einem Garten umgeben, diesen ließ Friedrich  II. in den 1770er Jahren erweitern. Hier nutzte dann Kurfürst Wilhelm I. seinen Frühstücks-Pavillon (1805). 
  
  Als 1811 das Stadtschloss am Steinweg  ausbrannte, bestimmte Jérôme Bonaparte, König von Westfalen, den Gebäudekomplex Schloss Bellevue zur Residenz. Das Palais Bellevue daneben bezog  er als Wohnraum. Nach der Rückkehr des Kurfürsten 1813 wurde dieses über die  Anbauten im Norden und eine Überbrückung  hinüber zum Wilhelms-Palais direkt in den Schlossbereich einbezogen. 
  
  In der Preußenzeit ab 1866 folgten Nutzungen z. B. durch die Kunstakademie.  Das Palais kam 1890 zurück in den Besitz der landgräflichen Familie. Die Bomben  auf Kassel 1943 zerstörten die Häuserzeile an der Schönen Aussicht fast  vollständig, das Palais blieb unbeschadet. 1956 verkaufte es die landgräfliche  Familie an die Stadt Kassel. 
  
Seither wird es kulturell genutzt, unter anderem durch die Städtische  Kunstsammlung, die documenta, das Brüder-Grimm-Museum, die  Louis-Spohr-Forschungs- und Gedenkstätte sowie das Deutsche Musikgeschichtliche  Archiv. Nach einer Sanierung eröffnet das Palais Bellevue 2023 als städtisches  Haus für Literatur und Musik. 
Palais Bellevue, Südseite, Zeichnung 1913. 
Scan aus: A. Holtmeyer, Bau- und Kunstdenkmäler, 
Tafel 242
           
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